Die Fischzucht hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem äußerst großen Geschäft entwickelt. Mit einem Gesamtvolumen von inzwischen mehr als 80 Millionen Tonnen stammt mehr als die Hälfte der weltweit konsumierten Fische und Meeresfrüchte aus der Aquakultur. Als der weltweit effizienteste Produzent von Proteinen wird die Aquakultur diesen Wachstumstrend voraussichtlich auch fortsetzen, wobei die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) für das nächste Jahrzehnt eine Fangmenge von rund 110 Millionen Tonnen prognostiziert.
Die FAO geht außerdem davon aus, dass bis 2030 60 % der Fische und Meeresfrüchte, die wir verzehren, aus Zuchtsystemen stammen werden.
Obwohl die Aquakultur gut aufgestellt ist, um mittelfristig größere Mengen an Fisch zu liefern, wurde auch festgestellt, dass ihr Wachstumspotenzial letztendlich durch einen Mangel an verfügbarem Platz behindert werden könnte. Während es also noch Spielraum innerhalb der Produktionssysteme gibt, die bereits viele Küstenlinien und Wassereinzugsgebiete besetzen, werden auch beträchtliche Investitionen in neue Zuchttechnologien getätigt; Systeme an Land und an der Küste stellen dabei derzeit die attraktivsten Möglichkeiten dar.
DER AUFSTIEG DER RAS
Die rezirkulierenden Aquakultursysteme, kurz RAS, stehen weit oben in der Entwicklung der Aquakultur. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um intensive, geschlossene Kultursysteme (Containment-Produktionsanlagen), die in der Regel an Land errichtet werden. Die in diesen Systemen angewandte Technologie, die sich in den letzten rund 30 Jahren entwickelt hat, senkt den Wasserverbrauch und verringert gleichzeitig die Umweltauswirkungen der Fischproduktion. Darüber hinaus können Anlagen auch an Standorten errichtet werden, die sich in der Nähe großer Märkte befinden, wodurch die Transportkosten sinken.
Die RAS können an die meisten kommerziell gezüchteten Fisch- und Meeresfrüchtearten sowie an Produktionsregionen angepasst werden. Derzeit werden sie allerdings vor allem für den Lachssektor verwendet. Eine Reihe von Züchtern nutzt diese Systeme, um größere Junglachse für die Aufzucht in Meereskäfigen zu produzieren, andere wiederum setzen sie für den gesamten Produktionszyklus, vom Ei bis zum Fang marktreifer Fische, ein. Tatsächlich könnten Schätzungen zufolge in einem Jahrzehnt bis zu 10 % des jährlich produzierten Atlantischen Lachses aus den RAS stammen.
MÖGLICHKEITEN IN DER TIEFSEE
Die RAS an Land hatten zwar einen erheblichen Vorsprung, sind mittlerweile aber nicht mehr die einzigen geschlossenen Kultursysteme. Im Rahmen einer kleinen, aber wachsenden Anzahl von Projekten werden nämlich bereits jetzt die Fische in schwimmenden Zuchtanlagen fernab vom Land gezüchtet oder sollen in Zukunft dort gezüchtet werden. Diese Systeme sehen zwar ganz unterschiedlich aus, doch bei den meisten wird eine Technologie mit aufbereitetem Durchflusswasser genutzt. Dadurch wird das gesamte einströmende Wasser gefiltert und aufbereitet, um die Aufnahme von Parasiten, Algen, Bakterien und Viren zu verhindern.
Diese Systeme wurden entwickelt, um Bedrohungen fernzuhalten und Fische einzufangen, so können diese großen Zuchtanlagen im offenen Meer riesige, ungenutzte Wasserflächen nutzen. Dank der Entwicklungslizenzen gehörte der Lachssektor erneut zu den ersten Anwendern, die die Möglichkeit sahen, in Systemen zu züchten, in denen physische Barrieren zwischen den Fischen und dem Meer stehen und mit deren Hilfe der hohe Energiebedarf von Zuchtanlagen an Land vermieden werden kann.
UNTER DEN ERSTEN
Obwohl die Aquakultur an Land und im offenen Meer noch in den Kinderschuhen steckt und bisher nur bescheidene Mengen gefangen wurden, haben diese letzten Jahre gezielter Forschung und Pilotprojekte nun den Weg für die ersten groß angelegten kommerziellen Zuchtprojekte geebnet. Und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass in den nächsten 10 Jahren noch viele weitere neue Systeme in Betrieb genommen werden.
Dabei ist entscheidend, dass sich angesichts der Tatsache, dass weitere Innovationen die Kosteneffizienz verbessern sollen, d. h. Anlagen kostengünstiger zu errichten und zu betreiben, die Einsicht verbreitet, dass diese neuen Produktionsmethoden und die dahinter stehende Technologie machbare Möglichkeiten für die Aquakultur bieten, ihre Kapazität erheblich zu steigern. Diese Methoden an sich und verbesserte Zuchtmöglichkeiten an der Küste werden eine wichtige Rolle dabei spielen, die wachsende Verbrauchernachfrage nach Fisch und Meeresfrüchten zu decken.
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