Obwohl der Hunger in der Welt zurückgeht, leiden weltweit immer noch 805 Millionen Menschen an Hunger, das bedeutet jedes neunte Mitglied der Weltbevölkerung. Diese alarmierenden Zahlen enthält der jüngste Jahresbericht zur ‚Situation der globalen Ernährungsunsicherheit’ (‘State of Food Insecurity in the World’, SOFI) der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Die Studie macht aber auch deutlich, dass Mangelernährung und Unterernährung Parallelerscheinungen sind, da mangelnde Ernährungsqualität unweigerlich auch weniger gesundes Wachstum und schlechtere körperliche Entwicklung zur Folge hat.
Wird die Weltbevölkerung allgemeinen Prognosen entsprechend auf über 9 Milliarden Menschen im Jahr 2050 angewachsen sein, besteht heute die größte Herausforderung für Regierungen und internationale Entwicklungsgemeinschaften darin, eine angemessene Ernährung und Nahrungsmittelsicherheit für alle sicherzustellen.
Zum Glück sind durchaus Lösungen in Sicht. Denn, wie weithin anerkannt, besitzt vor allem Fisch alle notwendigen Eigenschaften, dieser Herausforderung zu begegnen – solange seine Zucht oder sein Fang umwelt- und sozialverträglich betrieben wird. Fisch kann also positiv zur Beseitigung von Hunger, Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung beitragen.
EINZIGARTIGE VORTEILE
Auf der Zweiten Internationalen Ernährungskonferenz (ICN2), die vom 19. bis 21. November 2014 im FAO-Hauptsitz in Rom stattfand, erfuhren die Delegierten, dass Fischereien nicht nur wichtige Ressourcen bereitstellen, den Menschen mit Makro- und Mikronährstoffen zu versorgen, sondern auch für mehrere Dutzend Millionen Menschen die hauptsächliche Existenzgrundlage bilden.
2.200 internationale Teilnehmer, darunter ranghohe Regierungsvertreter von mehr als 170 Nationen, erfuhren außerdem, dass Fisch nachweislich 17 Prozent des weltweiten Bedarfs an tierischen Proteinen deckt, und dass dieser Anteil in einkommensschwachen Ländern sogar bei über 50 Prozent liegen kann.
‚Maximierung des Fischanteils bei der menschlichen Ernährung’, so lautete der Titel des Berichts, den Vertreter der FAO und der gemeinnützigen Forschungsorganisation WorldFish gemeinsam erarbeitet und auf der ICN2-Konferenz erstmals vorgestellt haben. Darin werden die zahlreichen Vorteile bestätigt, welche die Ernährung durch Fisch mit sich bringt. Dazu gehört zum Beispiel eine bessere Neuroentwicklung bei Kleinkindern, wenn Mütter während und vor ihrer Schwangerschaft Fisch konsumieren. Bei Erwachsenen dagegen kann Fisch das Mortalitätsrisiko bei koronaren Herzerkrankungen auf bis zu 36 Prozent senken. Diese positiven Effekte sind auf langkettige Omega-3-Fettsäuren zurückzuführen, insbesondere DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure), die beide in Fisch enthalten sind.
„Fisch kann deshalb“, so schließt der Bericht, „als unersetzliche tierische Nahrungsquelle betrachtetwerden, die lebenswichtige Nährstoffe von hoher Bioverfügbarkeit bereitstellt, wie sie sonst nur in begrenzten Mengen in der Nahrung enthalten sind.“
WEGE IN EINE BESSERE ZUKUNFT
Der Bericht warnt davor, dass in Zukunft die Ernährung von armen Menschen sogar noch einseitiger werden könnte und zunehmend auf stärkehaltigen Nahrungsmitteln basieren wird, wenn die Preise für Nahrungsmittel weiterhin immer stärkeren Schwankungen ausgesetzt sind. Er fordert deshalb zu vermehrten Anstrengungen im Bereich von Produktion, Zugang, Verbreitung und Verwendung von Grundnahrungsmitteln auf, die reich an Mikronährstoffen sind.
„Fisch, insbesondere nährstoffreiche kleine Fische, aus Wildfängen ebenso wie aus Aquakulturen, könnte bei der Verbesserung der menschlichen Ernährung eine zentrale Rolle spielen, doch dies erfordert erst ein Umdenken der Regierungen, eine veränderte Politik, Investitionen in Infrastrukturen und vermehrte Forschungsförderung. Es müssen für die Fischerei Mittel und Wege gefunden werden, die Verluste nach dem Fang zu reduzieren, Fischabfälle besser zu verwerten und überdies die großen Vorkommen an kleinen, pelagischen Fischarten zu nutzen, die dem direkten menschlichen Verzehr zur Verfügung stehen“, so der Bericht.
Eine Reihe von internationalen Organisationen wie die FAO, bilaterale Einrichtungen, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen sowie der private Sektor hätten bereits Programme und Strategien entwickelt, wie Fisch noch mehr zur menschlichen Ernährung beitragen könne, heißt es im Bericht, aber er fügt auch hinzu, „dass diese noch deutlich verstärkt und besser koordiniert werden müssen.“
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