Die meisten Liebhaber von Fisch und Meeresfrüchten werden mit dem Aussehen ihrer heimischen Hummer vertraut sein. Manch einer wird sich dennoch wundern, zu erfahren, dass es die geschätzten Krustentiere in einer bemerkenswerten Farbvielfalt gibt. Selbst Hummer, die zu derselben Art gehören, weisen in vielen Fällen sehr unterschiedliche Farbschattierungen auf.

Wer an der Nordostküste Nordamerikas lebt, einer Region, die für ihre Hummer berühmt ist, wird vermutlich schon einmal mit dem Amerikanischen Hummer (Homarus americanus) in Berührung gekommen sein. Diese Hummerart kennzeichnet sich durch ihren grünen oder braunen Panzer und den orange gesprenkelten Unterleib.

Viele dieser Hummer werden exportiert, mit Europa als einem der Hauptabsatzmärkte. Die Hummer werden dabei häufig vorgekocht und tiefgefroren auf die Reise geschickt.

Auf dieser Seite des Atlantiks ist der Europäische Hummer (Homarus gammarus) die vorherrschende heimische Art. Sollten Sie das Glück haben, einen solchen Hummer zu fangen oder auf lebende Exemplare in einem Aquarium eines Fischgeschäfts zu treffen, werden Sie feststellen, dass diese Hummerart typischerweise einen tief-marineblauen Panzer hat. Ähnlich wie bei ihren amerikanischen Vettern, ist ihr Unterleib ebenfalls gelb-orange gesprenkelt. Es gibt aber auch Hummerarten in vielen anderen Farben.

Was bestimmt die Farbe eines Krustentiers?

Europäische Hummer weisen eine Reihe von Farbvarianten auf wie Blau-, Grün- und Brauntöne. Es gibt sogar seltene Exemplare, die einen überwiegend orangefarbenen oder roten Panzer haben. Bei der Bestimmung der Farbe seines Panzers spielt die genetische Veranlagung eines Hummers eine wichtige Rolle. Variationen in bestimmten Genen können die Pigmentierung des Panzers beeinflussen.

Obwohl man die blaue Färbung am häufigsten bei Europäischen Hummern findet, tritt sie auch bei anderen Arten auf, einschließlich des Amerikanischen Hummers. Bei Hummern außerhalb Europas kann die blaue Färbung das Ergebnis einer Genmutation sein, die eine Überproduktion oder Anhäufung des roten Farbpigments Astaxanthin in ihren Schalen bewirkt. Der Überschuss an Astaxanthin, das bei den meisten Krustentieren vorkommt, kann zu einer Blaufärbung führen, weil das rote Pigment auf das natürliche Pigment des Hummers reagiert. Die Folge ist ein bläuliches Erscheinungsbild.

Die blaue Pigmentierung ist ein vererbtes Merkmal, sodass blaue Hummer mit hoher Wahrscheinlichkeit in Gebieten auftreten, in welchen diese Genveränderung weiter verbreitet ist. Außerhalb der europäischen Gewässer sind blaue Hummer, auch in Gebieten, wo sie öfter vorkommen, im Vergleich zu den typisch braunen oder grünen Hummern, noch relativ selten. Dies mag zum Teil daran liegen, dass ihre hellen Schalen nur selten mit ihrer Umgebung korrespondieren. Durch ihre weniger wirksame Tarnung sind sie potenziell anfälliger für eine Reihe von Raubtieren wie Otter, Robben und – als Jungtiere – auch für eine Vielzahl verschiedener Fisch- und Krustentierarten.

Seine Seltenheit macht den blauen Amerikanischen Hummer wirtschaftlich und ökologisch besonders wertvoll. Naturschützer können ihn als eindrucksvolles Beispiel für biologische Artenvielfalt verbuchen. Und, sogar in Regionen, wo dunkelblaue Hummer weit verbreitet sind, wird man gelegentlich sehr viel hellere Exemplare fangen. Diese rufen nicht selten ein großes Medienecho hervor, das hilft, die Erinnerung an die Wunder und Geheimnisse vom Leben im Meer lebendig zu halten.

Aus wirtschaftlicher Sicht können blaue Hummer überall dort, wo Verbraucher nicht so vertraut mit ihnen sind, Spitzenpreise erzielen, obwohl sich ihre faszinierenden blauen Schalen beim Kochen leider orangerot verfärben, sodass sie am Ende kaum noch von ihren herkömmlich gefärbten Artgenossen zu unterscheiden sind.