Es gibt nicht viele Fische, die als Verbraucherprodukte in puncto Angebot und internationaler Nachfrage auf demselben Niveau mit dem Atlantischen Zuchtlachs konkurrieren können. Der weltweite Export dieses Fisches hat letztes Jahr ein Gesamtvolumen von 2,3 Millionen Tonnen erreicht, was einem Handelswert von mehr als 13 Milliarden Euro (14,7 Milliarden US-Dollar) entspricht.
An der Spitze der Lachszuchtbranche steht Norwegen, das allein ungefähr die Hälfte allen weltweit verkauften Lachses produziert und jährlich mehr als 1 Million Tonne exportiert. Zu weiteren Hauptproduzenten gehören Chile, das Vereinigte Königreich, Kanada, die Färöer Inseln und Australien.
Pittman Seafoods bezieht seinen Atlantischen Lachs sowohl aus Norwegen als auch Chile und besitzt in dem südamerikanischen Land außerdem noch eine eigene Produktionsstätte.
BELIEBTHEIT & PREISE
Um den Marktbedarf zu befriedigen, musste Norwegens Lachsindustrie letztes Jahr kräftig exportieren und verdiente damit 5 Milliarden Euro (5,7 Milliarden US-Dollar). Diese Rekordsumme verdankte sich vor allem dem starken Wachstum der EU-Märkte, die dem skandinavischen Land benachbart sind, gepaart mit einem noch nie dagewesenen Angebot. Darüber hinaus konnten in den letzten Monaten des Jahres 2015 die Preise steigen, dank der (gegenüber dem Euro und US-Dollar) abgeschwächten Norwegischen Krone.
Die Exportpreise für Norwegens Lachs haben jedoch auch dieses Jahr zugelegt – mit dem höchsten Preisniveau seit 30 Jahren – und diese Steigerung wird zunehmend auch die Preise beeinflussen, die für Fisch in Verbrauchermärkten verlangt werden. Marktanalysten der Fischbranche sagen allerdings auch, dass die Preise nicht nur für Lachs aus Norwegen in die Höhe schnellen werden, sondern andere Herstellernationen bald nachziehen werden.
FEIND NUMMER EINS
Es liegt daher nahe, zu fragen, warum das gerade in der Lachsbranche geschieht, und vor allem, warum die Lachsfarmer nicht einfach mehr Fisch produzieren, um das Preisproblem zu lösen.
Tatsächlich lagen letztes Jahr noch die Branchenprognosen für 2016 weltweit bei 2,4 bis 2,5 Millionen Tonnen Lachs, wobei der größte Wachstumsanteil auf Norwegen entfallen sollte. Doch es ist eben nicht alles nach Plan verlaufen und voraussichtlich werden die Erträge von Norwegen, Schottland und anderen Schlüsselzonen der Lachszucht dieses Jahr noch weiter nach unten gehen. Hauptverantwortlich für diesen Produktionsrückgang sind Lachsläuse, eine Parasitenart, die allein Norwegen jährlich mehr als 300 Euro Millionen (340 Millionen US-Dollar) kostet.
ANHALTENDES PROBLEM
Nicht viel größer als eine gewöhnliche Fliege, können Lachsläuse Hautverletzungen verursachen und die Infektionsanfälligkeit erhöhen. Diese Parasitenart nistet sich in der Fischhaut ein, um sich dort vom schützenden Schleim und den verschiedenen Hautschichten zu ernähren, was bei den Fischen zu Wunden und einer starken Beeinträchtigung ihres Immunsystems führt.
Zu allem Übel sind Lachsläuse inzwischen gegen die meisten von der Industrie verwendeten pharmazeutischen Behandlungsmethoden immun. Zu diesen direkten Verlusten kommt noch hinzu, dass die Züchter ihren Lachs früher und nicht vollständig ausgewachsen einbringen müssen, um ihre kontaminierten Produktionsstätten reinigen zu können. All dies hat das Volumen verringert, das letztendlich am Markt verfügbar war.
Es soll aber auch betont werden, dass mit Lachsläusen weder eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit verbunden ist noch dass von ihnen befallene Produkte in der Lieferkette auftauchen.
LÖSUNGSVERSUCHE
Obwohl noch keine offiziellen Berichte darüber vorliegen, wie hoch die jährlichen Verluste durch Lachsläuse tatsächlich sind, führen viele der weltweit führenden Hersteller die Lachslausplage als Hauptgrund für die deutliche Erhöhung ihrer Produktionskosten an.
Branchenweit betrachtet wird es Lachszüchtern nicht möglich sein, Lachsläuse vollständig zu beseitigen, da sie Teil der freien Wildnis sind. Doch wenn so viel auf dem Spiel steht, besteht ein beträchtliches Interesse daran, baldmöglichst natürliche und nachhaltige Lösungsansätze zu finden. Deshalb laufen bereits mehrere wissenschaftliche Untersuchungsprogramme auf Hochtouren. Forschungsschwerpunkte sind hierbei die selektive Züchtung von lausresistentem Lachs, Anti-Laus-Futterbestandteile und der Einsatz von gezüchteten Lippfischen als Putzerfische, die den Parasitenbefall auf den Lachsfarmen auf natürliche Art unter Kontrolle bringen sollen.
Bis auf Weiteres jedoch werden Lachsläuse ein missliebiges Problem bleiben, mit dem ständig zu rechnen ist. Analysten zufolge sollte der Markt deshalb darauf vorbereitet sein, in Zukunft für Lachs mehr Geld ausgeben zu müssen, da die weltweite Produktion aller Wahrscheinlichkeit nach für weitere zwei Jahre nicht ansteigen wird.
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