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Miesmuscheln: Chiles zweite Aquakulturindustrie 2 Minuten

  Nov 08, 2016

Während Chiles Aquakultur bereits mit seinen Salmoniden – mit dem Atlantik- und Coho-Lachs ebenso wie mit der Regenbogenforelle – eine führende Position am Weltmarkt einnimmt, gehört auch die Muschelindustrie dieses südamerikanischen Landes weltweit zu einem der wichtigsten Lieferanten dieser zweischaligen Weichtiere.

Chiles Muschelkultur besteht im Wesentlichen aus drei Arten: Der chilenischen Miesmuschel (Mytilus chilensis), die man auch unter dem Namen „Chorito“ kennt und international am begehrtesten ist; der Cholga-Miesmuschel (Aulacomya ater); und der Choro- oder Riesen-Miesmuschel (Choromytilus chorus). Während der Großteil der chilenischen Miesmuscheln für den Export bestimmt ist, gehen die Cholga- und Riesen-Miesmuscheln überwiegend an lokale Verbraucher.

URSPRÜNGE UND HERAUSFORDERUNGEN

Die chilenische Muschelzucht geht auf das Jahr 1940 zurück, als in den südlichen Regionen Chiles, zwischen Valdivia und Chiloé, zu viel Cholga- und Riesen-Miesmuscheln geerntet worden waren und man deshalb mit Versuchen begann, Muschellarven zu sammeln und mit ihnen die natürlichen Muschelbänke wieder aufzustocken. Mit Beginn der 1960er Jahre stellten sich schließlich bei der chilenischen Muschelzucht die ersten Erfolge ein und Ende des 20. Jahrhunderts betrug die jährliche Muschelproduktion bereits mehr als 60.000 Tonnen.

Die Muschelproduktion in Chile konnte auch nach der Jahrtausendwende noch rasante Zuwächse verzeichnen, sodass ihr Exportwert im Jahr 2008 bereits 130 Millionen USD (116,2 Millionen EUR) betrug. Doch dann kam es zu einem Wachstumseinbruch, der einerseits durch die globale Wirtschaftskrise ausgelöst wurde und andererseits auf Umweltprobleme zurückging, die vor allem dem Wetterereignis La Niña zugeschrieben wurden. All dies ging dem verheerenden Erdbeben vom Februar 2010 voraus, das bei einigen Muschelfarmen die normalen Wasserstände- und -strömungen störte, bestehende Muschelbestände schädigte und das Wachstum der Muscheln beeinträchtigte.

ROBUSTE INDUSTRIE

Trotz dieser schwerwiegenden Hindernisse konnten sich Produktion und Nachfrage wieder erholen, sodass letztes Jahr bereits wieder 89.944 Tonnen Muscheln in Chile produziert wurden. Infolgedessen stieg der Export im vergangenen Jahr um 8 Prozent auf 69.700 Tonnen an – womit sich bestätigte, dass Chile nach wie vor der größte Muschelexporteur auf der Welt ist.

Rückblickend gingen damit 70 % aller chilenischen Muschelexporte nach Europa, was einem Exportwert von mehr als 139 Millionen USD (124,40 Millionen EUR) entspricht.

Chiles Hersteller konnten in den letzten Jahren auch ein vermehrtes Interesse aus China feststellen, wohin im Jahr 2015 Muscheln im Wert von 1,2 Millionen USD (1,1 Millionen EUR) exportiert werden konnten. Es wird erwartet, dass das Geschäft mit diesem Exportpartner in den kommenden Jahren noch weiter wachsen wird, unterstützt von der Tatsache, dass China letztes Jahr einen Zoll-Nulltarif für chilenische Meeresprodukte eingeführt hat.

Da dieses Jahr jedoch ein Produktionsrückgang zu verzeichnen ist, der einerseits auf die Algenblüte zurückgeht, die auch der chilenischen Lachszuchtindustrie beträchtliche Probleme bereitet hat, und andererseits die gestiegenen Wassertemperaturen dafür verantwortlich gemacht werden, erwartet man, was den Export betrifft, kurzfristig geringere Erntevolumen und Erträge.

NACHHALTIGKEIT

Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Verbraucher verantwortungsbewusst gewonnene oder hergestellte Meeresprodukte nachfragen, hat in Chile erstmals die Muschelfischerei und Muschelzucht, die in der Region X „de los Lagos de Chile“ im Süden des Landes betrieben wird, was dem statistischen FAO-Gebiet 87 entspricht, eine Zertifizierung durch das Marine Stewardship Council (MSC) erhalten.

Bei dieser Fischerei handelt es sich um eine fortgeschrittene Form der Fischerei, die auf kleinen Aufzuchtmuscheln basiert. Dennoch kommen keinerlei Zusatznährstoffe oder Mittel zur Krankheitsprävention zum Einsatz. Darüber hinaus lassen sich alle Veränderungen des Lebensraums wieder rückgängig machen und können deshalb auch keine schweren oder irreversiblen Schäden am Ökosystem verursachen. Spanien stellt den größten Absatzmarkt für diese Fischerei dar, gefolgt von den übrigen europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten. Die Muschelernte findet dort von Oktober bis Juli statt.

In jüngster Zeit sind auch drei Muschelzuchtanlagen der Ria Austral SA nach dem Standard für Miesmuscheln durch das Aquaculture Stewardship Council (ASC) zertifiziert worden, ebenso wie eine Reihe von Standorten, die zu Cultivos Azules SA gehören.


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